1

»D-Die
Amerikaner«, sagt Tarek, und blickt vom flackernden
Fernsehbildschirm auf, »i-ich will, dass die Amerikaner
kommen!«
Ständig redet Tarek von den Amerikanern. Dass es das
Größte wäre, gegen die Amerikaner zu kämpfen, hier, auf
muslimischem Boden. Wir sind nicht mal seit drei Monaten raus aus
Deutschland, und trotzdem bin ich fast erschrocken, wie sehr sich
Tarek verändert hat. Nichts mehr übrig von dem schüchternen,
blassen Jungen, dem neben mir in der Schule der Schweiß ausgebrochen
ist, wenn ihn die Lehrerin aufgerufen hat; nichts mehr übrig von dem
Counterstrike-Zocker, dem Kiffer, der sich bei jeder Gelegenheit über
seinen Vater aufregt, wenn der ihm mal wieder ’ne Standpauke
gehalten hat, wenn der ihm mal wieder gesagt hat, dass er doch
endlich mal sein Leben auf die Reihe kriegen soll, dass er sich ’ne
ordentliche Ausbildung suchen soll und das alles.
Jetzt liegt
Tarek neben mir, auf dem Teppichboden, in seinem blauen, arabischen
Gewand, mit dem schwarzen Tuch um den Kopf gebunden, und zappt durch
die Fernsehsender, von denen wir nur einzelne arabische Fetzen
verstehen.
»D-Die A-Amerik-kaner«, sagt Tarek wieder, deutet
auf den Fernseher und beginnt dabei, diebisch zu grinsen. Bloß das
Stottern hat ihm Allah, subhanahu wa-ta’ala, noch gelassen,
denke ich mir, dann drehe ich mich auf die Seite, ziehe mir die Decke
über die Schultern und schließe meine Augen.
2
Nachts
bombardieren die Amerikaner. Die Explosion kommt sehr unerwartet –
der Knall reißt uns alle schlagartig aus dem Schlaf: Das ganze Haus
wackelt, die Fensterscheiben platzen, Glas, Staub und heiße Asche
fliegen uns sofort um die Ohren. Der Einschlag muss sehr nah gewesen
sein, das ist mir gleich klar. Als Tarek und ich fünf Minuten später
zum Fenster robben, sehen wir das zerstörte Haus am Ende der Straße;
das ganze Gebäude ist ein einziger Schutthaufen, grelle
Flammenzungen lecken aus den Trümmern hervor, zwischen Stahlträgern
und einzelnen, noch stehenden Wänden. Jetzt rennen unten die ersten
Leute auf die Straße, weißhaarige, alte Irakis und hysterische
Frauen, die vor lauter Schreck vergessen haben, sich das Haupt zu
bedecken; sie fluchen und schreien, schlagen sich die Hände über
dem Kopf zusammen – ich winke ihnen zu, dass sie wieder reingehen
sollen, rufe in meinem schlechten Arabisch: »Yallah, yallah,
bayt, bayt!«, aber sie verstehen es nicht; jederzeit kann noch
eine zweite Bombe einschlagen – vor ein paar Wochen haben die
Amerikaner gewartet, bis die ersten Frauen auf die Trümmer gestiegen
sind, um nach ihren Verwandten zu graben – und dann haben sie die
zweite, die heftigere Bombe abgefeuert, die Schweine, die Kuffar.
Ein Dutzend Alte und Frauen sind in dieser Nacht
gestorben.
»D-Die Amerikaner!«, sagt Tarek wieder, diesmal
mit weit aufgerissenen, irren Augen; jetzt kommt auch der Pakistani
ans Fenster gerannt, der sich mit uns das Zimmer teilt, und ich sage
zu Tarek, dass er keine Angst haben braucht, dass Allah, subhanahu
wa-ta’ala, den Zeitpunkt bestimmen wird, an dem wir sterben,
dass auf uns der Himmel wartet, dass wir direkt ins Paradies kommen,
dass Gott die liebt, die sich für ihn hingeben. Ich spule das so
herunter, wie es mir Ibrahim Caftici gelehrt hat, damals, vor Jahren,
in unserer »Hinterhof-Moschee«, wie es die Deutschen genannt haben,
in Mönchengladbach; und während all die Worte aus meinem Mund
laufen und sich mein Atem langsam wieder beruhigt, starre ich weiter
auf das brennende Haus: Ich rieche den schwarzen Dunst des Feuers,
ich höre die Schreie der weißhaarigen Irakis, der aufgebrachten
Frauen – diese hohen, verbitterten Schreie, ich spüre die Hitze
auf meinem Gesicht.
3
Es
fallen keine weiteren Bomben mehr. Nach zwei Stunden legen wir uns
wieder auf den Boden und wollen etwas schlafen, aber es geht nicht:
Die Fensterscheiben sind hinüber und es ist kalt, stinkend und laut:
Kalt, wegen der frischen Nachtluft, die durchs kaputte Fenster zieht,
stinkend, wegen der ganzen Asche, die in unserer Wohnung hängt, und
laut, wegen den Menschen, die auf den Trümmern stehen, die schreien,
fluchen, flehen; und auch laut wegen den Drohnen, die immer nach den
Bomben kommen: Sie kreisen jetzt direkt über uns, mit diesem Surren,
diesem alles durchdringenden, monotonen Surren. Wir wissen nie, was
die Amerikaner mit ihren Drohnen da oben vorhaben, wir wissen nie,
wann die nächste Bombe fällt. Ich schalte den Fernseher ein und
lasse ihn die ganze Nacht laufen, es ist das Einzige, was wirklich
gegen dieses gottverdammt Surren hilft. Gegen die Kälte, die durch
die kaputten Fenster zieht, und den Ruß und den Rauch, der in
unserer Wohnung hängt, können wir nichts machen, außer uns unsere
Decken bis zur Nase hochzuziehen.
Ich kriege kein Auge zu.
4

Am
nächsten Morgen steht Abu al-Kattab vor uns, dieser Bär von einem
Mann, breit grinsend und mit frischem Fladenbrot und Kiri-Käse in
den Händen.
»Alles gut? Wie geht’s?«, fragt er mich mit
seinem bosnischen Akzent, als ich noch unter meiner Decke auf dem
Boden liege. Ich erzähle ihm vom Angriff letzte Nacht, und ob er das
zerstörte Haus gesehen hätte. Abu al-Kattabs Grinsen verschwindet.
Er holt tief Luft, schüttelt den Kopf, und dann zitiert er einen
Koranvers auf Arabisch, den ich nicht kenne.
»Wir los müssen«,
sagt er schließlich, »geben viel zu tun heute, much work.«
5

Ich
war noch nie an der Front. Nachdem wir die türkische Grenze bei
Kilis passiert hatten, haben sie mich und Tarek vier Wochen lang in
so ein Ausbildungslager gesteckt. In den ersten beiden Wochen haben
wir den Koran gelesen, in den letzten beiden gelernt, wie man
schießt, wie man kämpft – hauptsächlich an »der Russischen«,
an der Kalaschnikow: wie man sie auseinander- und zusammenbaut, wie
man mit ihr auf fünfzig Meter Entfernung einem Mann das Gehirn aus
dem Schädel schießt, wie man mit der Schulterstütze zuschlagen
muss, um zu töten.
Nach diesen vier Wochen ist Abu al-Kattab auf
mich zugekommen, weil er davon gehört hatte, dass ich drei Semester
lang Maschinenbau studiert habe, in Aachen – »Deutschland«,
»studiert«, dann noch etwas mit Maschinen: Das beeindruckt hier.
Tarek war damals schon nicht mehr Tarek – er hieß fortan Abu
Nuh al-Almani, »Abu Noah, der Deutsche«, und ging gleich los,
an die Front, um Gottes Willen zu vollstrecken, um gegen die
Ungläubigen, die Kuffar, zu kämpfen, um die Muslime vor
ihren Schlächtern zu beschützen, vor Assad und den Amerikanern.
Ich habe keine Angst davor, zu sterben – denn alhamdulillah,
inscha’allah, wenn meine Absicht rein ist, dann sterbe ich
für Allah. Der größte Beweis, dass du Allah liebst, sagt Gott im
Koran, ist der Dschihad. Und ein guter Muslim liebt Allah mehr
als sich selbst, ein guter Muslim liebt Allah mehr als sein Essen
oder seinen Schlaf, oder seinen Körper oder sein Leben.
Und ich
will ein guter Muslim sein, ich will Gutes tun.
6
Ich
bin mir sicher, dass der Westen die Muslime unterdrückt. Nicht diese
Wischi-waschi-Muslime, die lieber Schweinefleisch fressen und Alkohol
trinken, anstatt in die Moschee zu gehen – sondern die echten
Muslime, die wahren Gläubigen, die so leben wollen, wie der Prophet
es vorgelebt hat.
Wieso sonst hat der Direktor Tarek und mir in
der Oberstufe keinen Gebetsraum gegeben? Wieso sonst wurde Tarek
gleich mit von der Schule verwiesen, obwohl es bloß ich gewesen
war, der jeden Tag um 12 Uhr seinen Gebetsteppich im Klassenzimmer
ausgebreitet hat? Wieso sonst werden überall auf der Welt Muslime
erschossen, Muslime von Drohnen weggebombt? Wieso sonst ist der
Westen in den letzten hundert Jahren mehr als fünfzig Mal in
muslimische Länder einmarschiert? Wieso sonst sind unter Bush und
Blair eine Millionen Muslime getötet worden?
Ich hasse die
heuchlerische Art des Westens, wie er von Freiheit redet; aber was
Freiheit wirklich bedeutet, davon hat der Westen keine Ahnung:
Freiheit bedeutet eben nicht, alles tun und lassen zu können, was
man will, sondern Freiheit bedeutet, frei von weltlichem Verlangen zu
sein, frei von der Gier zu sein: der Gier nach Sex, nach Geld,
nach Besitz, nach Status. Freiheit bedeutet, nur für Gott leben zu
können. Freiheit bedeutet, für Gott sterben zu können, wenn man
das will.
Ich weiß, dass wir siegen werden. Die USA sind keine
Supermacht, Gott ist eine Supermacht. Und egal, wie viele Drohnen die
Ungläubigen, die Kuffar, uns noch auf den Hals hetzen, egal,
wie viele unserer Frauen und Kinder sie töten – wir werden siegen.
Da bin ich mir ganz sicher. Das Leben ist ein Test, bei dem wir Gott
zeigen müssen, dass wir wahre Muslime sind, dass wir so leben, wie
er es uns im Koran vorgeschrieben hat. Ich fürchte den Tod
nicht, ich fürchte bloß die Hölle, in die ich einkehren werde,
wenn ich jetzt kein guter Muslim bin.
Gott ist mit uns, ich spüre
es jeden Tag, und das ist alles, was zählt.
7
Wir
fahren mit Abu al-Kattabs Toyota aus der Stadt raus, durch karges,
felsiges, ödes Land, bis wir schließlich in diesem kleinen Ort
ankommen. Ich sitze die ganze Zeit auf dem Rücksitz, neben Tarek,
und habe nichts Besseres zu tun, als ihn zu beobachten; er hat sich
verändert, seitdem ich ihn vor ein paar Wochen das letzte Mal
gesehen habe, im Trainingscamp, da bin ich mir ganz sicher. Die ganze
Fahrt über habe ich darüber gegrübelt, was es denn genau ist, das
sich so sehr an ihm verändert hat: Ist es seine neue, gerade,
selbstbewusste Haltung, oder der dichte, schwarze Vollbart? Als wir
im Ort ankommen und vor einer kleinen Scheune aussteigen, fällt es
mir auf: Es ist sein Blick, es ist dieses diebische Grinsen; da ist
irgendetwas an ihm, das neu ist, das irgendwie nicht zu Tarek gehört,
das mir vorkommt, als sei es wie ein Dschinn, wie ein
schlechter Geist, der in ihn eingekehrt ist, und der von ihm Besitz
ergriffen hat. Tarek grinst, kratzt sich an der Nase, dann blickt er
mich an, mit diesem neuen, mit diesem unheimlichen, wahnsinnigen
Blick.
»Alles klar bei dir, Mann?«, sagt er zu mir. »Glotzt
mich aber heute ganz schön komisch an«, sagt er, dann lacht er, und
ich lache mit.
8
Abu
al-Kattab ist von der Medienabteilung des Kalifats, und da gibt es
diesen einen Panzer, einen amerikanischen Abrams, den die
Brüder voriges Jahr bei der Einnahme von Mossul erbeutet haben;
Mann, war das eine Aktion: 300 Mudschahidin stürmen auf
Mossul zu, und zwanzigtausend dieser schiitischen Feiglinge rennen
Hals über Kopf aus der Stadt, und lassen uns all das Gerät da, all
die Panzer, all die Gewehre und Raketen. Nur dumm, dass das Kalifat
viel zu wenige Panzerfahrer hat, es dürften nur eine Handvoll sein,
und die sind alle im Kampf, in Kobane und bei Homs; aber Abu
al-Kattab will der Welt zeigen, dass wir eine schlagkräftige Armee
sind, dass wir ’ne Menge Panzer haben, die wir auch fahren können
– deswegen hat er mich dazu abkommandiert, dass ich herausfinde,
wie man dieses verdammte Ding fährt, damit wir ein kleines Video
drehen können, für das Internet, ich habe das ja drei Semester lang
studiert, Maschinen. Einen Bruder sollte ich mir noch aussuchen, der
das Geschütz steuert, und da in meiner Einheit kaum einer Englisch
oder Deutsch spricht, ist mir auf die Schnelle kein anderer als Tarek
eingefallen – der war am Anfang natürlich ganz schön angepisst,
weil er hier weg von seiner Einheit ist; aber als ihm Abu al-Kattab
gesagt hat, der Kalif höchstpersönlich hätte das angeordnet, und
Allah, subhanahu wa-ta’ala, würde ihm seine Verdienste
hinter der Front hoch belohnen, da hat er sich damit abgefunden.
Zum
Glück ist es wolkig. Bei bedecktem Wetter kommen keine Bomben, die
Amerikaner sehen nichts durch die Wolkendecke hindurch, und so tief
fliegen, dass sie etwas sehen könnten, trauen sich diese Feiglinge
dann doch nicht.
Der Panzer steht in der Scheune, ’ne Menge
Benzin-Kanister stehen daneben, genug, dass wir einmal nach Kobane
und zurück fahren könnten.
Wir
bekommen das mit dem Panzer nicht hin. Das Ding springt an, aber
irgendetwas stimmt mit der Lenkung nicht, ich kann immer nur
geradeaus fahren. Abu al-Kattab ist ganz schön verärgert. Er und
zwei andere Brüder, die hier beim Panzer stationiert sind, wollen
endlich filmen, draußen, in den Sanddünen, aber es geht nicht, wir
kommen nicht mal aus der Scheune raus. Die Stimmung ist gereizt, Abu
al-Kattab brüllt irgendetwas auf Bosnisch, das ich nicht verstehe,
dann wirft er die Kamera durch die Gegend und stampft davon.
Später
beten wir und essen wieder Fladenbrot mit Kiri-Käse, dazu gibt es
für jeden eine Flasche Pepsi, die kriegt man hier trotz des Krieges
an jeder Straßenecke. Als es dämmert, fahren wir zurück in die
Stadt, ohne auch nur eine Minute gedreht zu haben. Niemand sagt ein
Wort, bloß die Naschids, die islamischen, hypnotischen
A-capella-Gesänge, schallen aus dem Autoradio.
Als
wir zurück nach Mossul kommen, herrscht dort großes Treiben.
Überall Leute, die Straßen sind voll mit Autos und Motorrädern,
fast jeder Laden hat noch geöffnet; Eis, Kaffee, Nüsse, Rosinen und
Trockenfrüchte gibt es zu kaufen. Das ist nicht ungewöhnlich für
einen Tag wie heute, an dem die Wolken so dicht über uns hängen,
dass die Leute keine Angst haben, auf die Straßen zu gehen;
plötzlich bleiben wir im Verkehr stecken.
Eine aufgebrachte
Menschentraube hat sich drei Autos vor uns gebildet. Abu al-Kattab
steigt aus und läuft in Richtung der Menschentraube, und als er zwei
Minuten später nicht wieder da ist, steigen auch Tarek und ich aus.
Sofort sehe ich den Typen, der auf der Ladefläche des weißen
Pick-Up-Vans inmitten der Menschenmasse steht: ein schwarzhaariger,
dünner Kerl, in meinem Alter, mit zugeschwollenem, blaugeschlagenem
Gesicht; seine Arme sind seitlich ausgestreckt und mit Kabelbindern
an eine Holzlatte gebunden, und sein Blick ist müde nach unten
gerichtet, auf seine Füße. Ein Kurde, ein YPG-Kämpfer, denke ich
gleich. Auf dem Van stehen auch noch fünf, sechs andere Jungs, ganz
in schwarz gekleidete Kämpfer, Mudschahidin, mit Sturmmasken
und Kalaschnikows, die sie in die Luft strecken. Einer der
Mudschahidin hat das Mikrofon in der Hand, er heizt die Menge
an. Ich verstehe bloß einzelne Worte, Worte wie: »Kurde«,
»Kobane«, »Abtrünniger«, »Allah«, »tot«, und »Allahu
akbar!«
Die Menge pfeift und klatscht, immer wieder strecken sie
ihren Zeigefinger in die Höhe – der islamische Gruß, der
bedeutet, dass man nicht vergessen soll, dass dort oben jemand ist,
im Himmel; viele Kinder und Halbstarke sind dabei, auch einige Alte,
keine Frauen; manche sind eifriger und steigen auf die »Takbir!«-Rufe
des Vorsprechers ganz energisch mit »Allahu akbar!«-Schreien ein
und strecken immer wieder den Finger nach oben – andere sind
verhaltener, skeptischer, stiller, aber niemand verlässt den
Platz.
Auch ich brülle mit, auch ich strecke meinen Finger nach
oben, in Richtung Himmel, in Richtung Gott.
»Komm«, sagt Tarek
auf einmal zu mir, »lass weiter vorgehen!«
Wir quetschen uns
durch die Menschenmasse, und als wir schließlich fast in der ersten
Reihe stehen, blicke ich noch einmal hoch zu dem Kurden, der auf dem
weißen Pick-Up steht, der ganz blass auf seine Füße starrt, dessen
Arme an die Holzlatte gebunden sind, und hinter dem schon einer der
Mudschahidin mit seinem Messer herumspielt. Ich blicke diesem
Kurden ins Gesicht, noch mal und noch mal, und auf einmal kommt mir
da etwas vertraut vor, auf einmal habe ich das Gefühl, diesen Kerl
schon mal gesehen zu haben, irgendwann, irgendwo; ich denke noch
weiter darüber nach, dann tippe ich Tarek auf die Schulter und sage:
»Sag mal, ist das nicht Boran?«
Jetzt blickt auch Tarek
dem Kurden ins Gesicht.
»Scheiße«, sagt er, »ja, das könnte
er sein, oder?«
Wir gehen noch ein Stück vor, und jetzt sind wir
uns ganz sicher: Ja, das ist er, Boran, der Kurde aus der Oberstufe,
der Basketball-Star unserer Schule, der Frauenheld; eine dieser
Figuren, von dem die Mädchen im Pausenhof schwärmen, und mit dem
jeder Typ befreundet sein will. Tarek und ich können es nicht
fassen. Boran. Hier. In Mossul.
Plötzlich steht Abu al-Kattab
neben uns.
»Ihr ihn kennen?«, fragt er uns in brüchigem
Englisch, und nickt in Richtung des weißen Vans. Wir nicken, dann
versuchen wir ihm klarzumachen, dass wir auf der gleichen Schule
gewesen waren und das alles. Als Abu al-Kattab versteht, was wir
meinen, hebt er aufgeregt die Hand, sagt: »Wait«, und drängelt
sich hastig zurück zum Toyota. Keine fünf Minuten später steht er
auch schon wieder neben uns, mit der Kamera in den Händen. Dann geht
er vor, zu den Jungs auf dem Pick-Up, spricht mit ihnen, hebt die
Kamera hoch und deutet auf uns.
»They allow you to kill him«,
sagt Abu al-Kattab, als er wieder vom Pick-Up geklettert ist und
schnaufend und breit grinsend vor uns steht. »You kill him and I
will film it. Understand?«
Ich schlucke. Ja, klar, wir werden ihn töten. Wir müssen ihn töten. Als ich hierher gekommen bin, war mir klar, dass ich töten werde. Um all meine Brüder und Schwestern zu schützen, vor dem Schlächter Assad und dem Bombenteufel Amerika. Boran, dieser Kurde, hat sich gegen uns gestellt, und wer gegen uns ist, muss sterben.
Ich weiß nicht, wieso ich jetzt an den alten tunesischen Imam denken muss, der in meiner ersten Moschee in Mönchengladbach gepredigt hat, noch vor meiner Zeit bei Ibrahim Caftici. Ich weiß nicht, wieso ich jetzt an all die Streite denken muss, die wir jungen Konvertiten damals mit diesem alten, tunesischen Imam hatten: Wir wollten die besten Muslime sein, wir wollten leben wie der Prophet höchstpersönlich, und deswegen haben wir uns Tag für Tag mit ihm angelegt, mit dem Imam: Wegen der Digitaluhr, die im Gebetsraum hing, die aber in unseren Augen unislamisch war, weil der Prophet unmöglich selbst eine Digitaluhr benutzt haben kann; und hätte Gott gewollt, dass wir Digitaluhren benutzen, hätte sie der Prophet doch benutzt – er hat es nicht getan, also will Gott auch nicht, dass wir es tun, so einfach ist das. Wir haben uns auch wegen dem Schaf gestritten, das einige Gemeindemitglieder zur Feier unserer Konvertierung schlachten wollten, weil das unserer Meinung nach Bid’a war, ein neuer religiöser Akt, der in den Überlieferungen über das Leben Mohammads nicht vorkomme; und wir wollten doch genauso leben wie Mohammad, weil wir darin die einzige Chance gesehen haben, vor Gott nichts falsch zu machen, und mit Sicherheit ins Paradies zu kommen – und letztendlich haben wir uns täglich mit dem Imam gestritten, haben ihn als Heuchler beschimpft, haben ihm vorgeworfen, dass er kein wahrer Muslim sei – also sind wir rausgeflogen, aus der Moschee. Irre hat uns der Imam genannt, Wahnsinnige und Ungebildete, und ein Großteil der Gemeinde stand auch noch hinter ihm, hinter diesem Murtadd, hinter diesem Abtrünnigen.
Aber das ist jetzt egal – denn jetzt sind wir hier, in Mossul, und Abu al-Kattab steht vor uns, und der graue Himmel spannt sich über uns, und die schnaufende, schreiende und schwitzende Menschenmasse steht hinter uns, vor uns, neben uns, und Boran, der Basketballer, ist fünf Meter vor mir auf dem Pick-Up, und jetzt blickt er mich an, und er ist kreidebleich, und Tarek und ich sind nicht mehr Tarek und ich, wir sind Abu Nuh al-Almani und Abu Musa al-Almani, und Abu al-Kattab steht vor uns und sagt, dass wir Boran töten sollen, und dass wir davor auf Deutsch sagen sollen, dass wir ihn kennen, dass auch wir früher Deutsche gewesen wären, aber dass wir nun zum Islam gefunden hätten, und dass alle deutschen Muslime es uns gleich tun sollen, und jedem die Kehle durchschneiden sollen, der sich gegen das Kalifat, der sich gegen Allah, subhanahu wa-ta’ala, stellt.
Ich schlucke. Ja, klar, wir werden ihn töten. Wir müssen ihn töten. Als ich hierher gekommen bin, war mir klar, dass ich töten werde. Um all meine Brüder und Schwestern zu schützen, vor dem Schlächter Assad und dem Bombenteufel Amerika. Boran, dieser Kurde, hat sich gegen uns gestellt, und wer gegen uns ist, muss sterben.
Ich weiß nicht, wieso ich jetzt an den alten tunesischen Imam denken muss, der in meiner ersten Moschee in Mönchengladbach gepredigt hat, noch vor meiner Zeit bei Ibrahim Caftici. Ich weiß nicht, wieso ich jetzt an all die Streite denken muss, die wir jungen Konvertiten damals mit diesem alten, tunesischen Imam hatten: Wir wollten die besten Muslime sein, wir wollten leben wie der Prophet höchstpersönlich, und deswegen haben wir uns Tag für Tag mit ihm angelegt, mit dem Imam: Wegen der Digitaluhr, die im Gebetsraum hing, die aber in unseren Augen unislamisch war, weil der Prophet unmöglich selbst eine Digitaluhr benutzt haben kann; und hätte Gott gewollt, dass wir Digitaluhren benutzen, hätte sie der Prophet doch benutzt – er hat es nicht getan, also will Gott auch nicht, dass wir es tun, so einfach ist das. Wir haben uns auch wegen dem Schaf gestritten, das einige Gemeindemitglieder zur Feier unserer Konvertierung schlachten wollten, weil das unserer Meinung nach Bid’a war, ein neuer religiöser Akt, der in den Überlieferungen über das Leben Mohammads nicht vorkomme; und wir wollten doch genauso leben wie Mohammad, weil wir darin die einzige Chance gesehen haben, vor Gott nichts falsch zu machen, und mit Sicherheit ins Paradies zu kommen – und letztendlich haben wir uns täglich mit dem Imam gestritten, haben ihn als Heuchler beschimpft, haben ihm vorgeworfen, dass er kein wahrer Muslim sei – also sind wir rausgeflogen, aus der Moschee. Irre hat uns der Imam genannt, Wahnsinnige und Ungebildete, und ein Großteil der Gemeinde stand auch noch hinter ihm, hinter diesem Murtadd, hinter diesem Abtrünnigen.
Aber das ist jetzt egal – denn jetzt sind wir hier, in Mossul, und Abu al-Kattab steht vor uns, und der graue Himmel spannt sich über uns, und die schnaufende, schreiende und schwitzende Menschenmasse steht hinter uns, vor uns, neben uns, und Boran, der Basketballer, ist fünf Meter vor mir auf dem Pick-Up, und jetzt blickt er mich an, und er ist kreidebleich, und Tarek und ich sind nicht mehr Tarek und ich, wir sind Abu Nuh al-Almani und Abu Musa al-Almani, und Abu al-Kattab steht vor uns und sagt, dass wir Boran töten sollen, und dass wir davor auf Deutsch sagen sollen, dass wir ihn kennen, dass auch wir früher Deutsche gewesen wären, aber dass wir nun zum Islam gefunden hätten, und dass alle deutschen Muslime es uns gleich tun sollen, und jedem die Kehle durchschneiden sollen, der sich gegen das Kalifat, der sich gegen Allah, subhanahu wa-ta’ala, stellt.
Meine Beine
werden weich und zittrig, ich stehe wie versteinert da. Plötzlich
wird mir speiübel – aber nein, ich muss, ich will kämpfen, ich
will Gutes tun; auch der Prophet ist in den Krieg gezogen, auch der
Prophet hat das Schwert gegen seine Feinde gerichtet.
Als mein Studium immer schlechter lief, als ich die ganzen Berichte über das Kalifat und die Hinrichtungen gesehen habe, da war mir klar, was auf mich zukommt; da war mir klar, dass ich erst töten werden müsse, um dann ein gottgerechtes Leben führen zu können, im Kalifat, im einzigen islamischen Staat. Doch wieso muss es jetzt Boran sein, den ich töten muss? Wieso muss es Boran sein – Boran, der Schülersprecher, Boran, der einer der Wenigen gewesen war, die sich für meinen Gebetsraum eingesetzt haben? Boran, der mich immer nett grüßte, wenn wir im Gang aneinander vorbeigelaufen sind? Boran, Boran ...
»Was ’n los mit dir?«, sagt Tarek plötzlich von der Seite zu mir, er lacht, dann klopft er mir auf die Schulter. »Auf geht’s!«, sagt er. »Wollen wir dieses Schwein mal schlachten, oder?«
Als mein Studium immer schlechter lief, als ich die ganzen Berichte über das Kalifat und die Hinrichtungen gesehen habe, da war mir klar, was auf mich zukommt; da war mir klar, dass ich erst töten werden müsse, um dann ein gottgerechtes Leben führen zu können, im Kalifat, im einzigen islamischen Staat. Doch wieso muss es jetzt Boran sein, den ich töten muss? Wieso muss es Boran sein – Boran, der Schülersprecher, Boran, der einer der Wenigen gewesen war, die sich für meinen Gebetsraum eingesetzt haben? Boran, der mich immer nett grüßte, wenn wir im Gang aneinander vorbeigelaufen sind? Boran, Boran ...
»Was ’n los mit dir?«, sagt Tarek plötzlich von der Seite zu mir, er lacht, dann klopft er mir auf die Schulter. »Auf geht’s!«, sagt er. »Wollen wir dieses Schwein mal schlachten, oder?«
Ich nicke, sage: »Ja, los geht’s«, und dann klettern
wir auch schon rauf, auf den Pick-Up; vor mir Abu al-Kattab, der
jetzt die Kamera auf das Stativ setzt und sie auf uns positioniert,
vor mir die aufgebrachte, schnaufende Menschenmenge – die
Mudschahidin heizen ihnen jetzt wieder ordentlich ein,
»Takbir!«, schreien sie, »Allahu akbar!«, schallt es zurück,
»Takbir!«, »Allahu akbar!«
Jetzt wird es plötzlich still. Abu al-Kattab nickt uns zu, dann fängt Tarek das Reden an: Was er genau sagt, bekomme ich nicht mit, so schwindelig ist mir. Ich beiße mir auf die Zunge, krampfe meine Fäuste zusammen; all die Menschen, sie starren uns an, und ihre Gesichter sind nicht voller Hass oder voller Zorn oder Neugier, ihre Gesichter kommen mir vor wie die von Besoffenen: aufgedunsen, müde, zerschunden, mit glasigem Blick.
Als Tarek fertiggeredet hat, schauen alle auf mich. Aber ich schaue bloß Boran an, und auch sein Gesicht ist aufgedunsen, müde und zerschunden; aber seine Augen sind so grün und so stechend, wie sie schon immer gewesen waren.
Dann schüttelt Boran auf einmal den Kopf, atmet tief ein und blickt auf die Menschenmasse vor uns – und plötzlich kommt diese Stimme aus ihm heraus, diese tiefe, kräftige, bebende Stimme: »Ihr Schweine!«, schreit er auf Deutsch, und die Leute blicken sich fragend an, sie verstehen es nicht. »Ihr dreckigen Hunde! Das verzeiht euch Allah nicht! Allah liebt die, die Gutes tun! Allah liebt die, die Frieden stiften! Und Allah hasst euch Schlächter! Er hasst euch, ihr dreckigen Sadisten! Ihr werdet schon noch sehen, mit wem Allah ist! Ihr werdet schon sehen, was er euch antun wird, ihr –«
Plötzlich versagt Boran die Stimme, ich höre ihn neben mir röcheln, und als ich mich umdrehe, sehe ich Tarek, wie er breit grinsend das Messer in der Hand hält, wie er Boran an den Haaren hält und den Schnitt langsam und sauber durch seine Kehle führt; dunkles, schwarzes Blut strömt aus der Wunde, dann läuft es Boran auch aus dem Mund, er hustet, spuckt es heraus, zappelt herum – dann wird Boran ruhig und still, sein Körper sackt in sich zusammen, seine grünen, stechenden Augen drehen sich in den Schädel. Die Menge tobt, sie strecken die Finger wieder nach oben und schreien: »Allah! Allahu akbar!«
Tarek brüllt: »Takbir!«, »Takbir!«, und dann grinst er bis unter beide Ohren und hält das blutige Messer in Siegerpose hoch. »Takbir!«, schreit er, »Takbir!« – und da ist es wieder, dieses Neue an Tarek: diese diebisch-strahlenden Augen, die selbstbewusste Körperhaltung, das Blut an seinen Händen, auf seinem Gewand. Tarek schreit und die Menge tobt.
Jetzt wird es plötzlich still. Abu al-Kattab nickt uns zu, dann fängt Tarek das Reden an: Was er genau sagt, bekomme ich nicht mit, so schwindelig ist mir. Ich beiße mir auf die Zunge, krampfe meine Fäuste zusammen; all die Menschen, sie starren uns an, und ihre Gesichter sind nicht voller Hass oder voller Zorn oder Neugier, ihre Gesichter kommen mir vor wie die von Besoffenen: aufgedunsen, müde, zerschunden, mit glasigem Blick.
Als Tarek fertiggeredet hat, schauen alle auf mich. Aber ich schaue bloß Boran an, und auch sein Gesicht ist aufgedunsen, müde und zerschunden; aber seine Augen sind so grün und so stechend, wie sie schon immer gewesen waren.
Dann schüttelt Boran auf einmal den Kopf, atmet tief ein und blickt auf die Menschenmasse vor uns – und plötzlich kommt diese Stimme aus ihm heraus, diese tiefe, kräftige, bebende Stimme: »Ihr Schweine!«, schreit er auf Deutsch, und die Leute blicken sich fragend an, sie verstehen es nicht. »Ihr dreckigen Hunde! Das verzeiht euch Allah nicht! Allah liebt die, die Gutes tun! Allah liebt die, die Frieden stiften! Und Allah hasst euch Schlächter! Er hasst euch, ihr dreckigen Sadisten! Ihr werdet schon noch sehen, mit wem Allah ist! Ihr werdet schon sehen, was er euch antun wird, ihr –«
Plötzlich versagt Boran die Stimme, ich höre ihn neben mir röcheln, und als ich mich umdrehe, sehe ich Tarek, wie er breit grinsend das Messer in der Hand hält, wie er Boran an den Haaren hält und den Schnitt langsam und sauber durch seine Kehle führt; dunkles, schwarzes Blut strömt aus der Wunde, dann läuft es Boran auch aus dem Mund, er hustet, spuckt es heraus, zappelt herum – dann wird Boran ruhig und still, sein Körper sackt in sich zusammen, seine grünen, stechenden Augen drehen sich in den Schädel. Die Menge tobt, sie strecken die Finger wieder nach oben und schreien: »Allah! Allahu akbar!«
Tarek brüllt: »Takbir!«, »Takbir!«, und dann grinst er bis unter beide Ohren und hält das blutige Messer in Siegerpose hoch. »Takbir!«, schreit er, »Takbir!« – und da ist es wieder, dieses Neue an Tarek: diese diebisch-strahlenden Augen, die selbstbewusste Körperhaltung, das Blut an seinen Händen, auf seinem Gewand. Tarek schreit und die Menge tobt.
Ich
gebe zu, ich kenne nicht den ganzen Koran. Aber das meiste. Ich kenne
die Suren, die das Töten erlauben, ich kenne die Aussprüche über
den Dschihad, über den Heiligen Krieg. Ich bin hierher
gekommen, um ein besseres Leben anzufangen, um Buße zu tun, um all
die Sünden meines früheren Lebens wiedergutzumachen. Ibrahim
Caftici hat damals, in unserer kleinen Moschee in Mönchengladbach,
immer gesagt: Eine Stunde Dschihad auf dem Schlachtfeld sind
mehr wert als 60 Jahre in der Moschee. Ich glaube ihm. Ich will ihm
glauben. Ich laufe hin und her, in der Wohnung. Ich bete, lange und
intensiv, aber dieses Gefühl in mir, es verschwindet nicht, es
wächst weiter an, bringt mich um den Verstand. Ich sehe Boran vor
mir, wie er mich mit seinem blaugeprügelten Gesicht ansieht; und
dann sehe ich Tarek, wie er grinsend den Schnitt ansetzt, wie das
ganze Blut da herausläuft, wie Boran röchelt, hustet, und
schließlich sein eigenes Blut auskotzt. Ich laufe hin und her. Ich
will ein guter Mensch sein, ich will ein guter Muslim sein.
Ich will leben, wie es mir der Prophet vorgelebt hat, in einer rein
islamischen Gesellschaft, fernab jeder westlichen Verführung. Ich
will die Menschen vor Assad schützen. Ich will die Menschen vor
ihren Schlächtern schützen.
Tarek bekommt nichts von alldem
mit. Er liegt schon wieder in seiner Decke gehüllt vor dem Fernseher
und schläft. Immer und überall einschlafen zu können, das lernt
man an der Front, hat Tarek noch zu mir gesagt.
Ich frage mich,
was er noch alles gelernt hat, an der Front.
13
Es
vergeht keine Stunde, da fallen auf einmal wieder Bomben – grelles
Licht blitzt für den Bruchteil einer Sekunde durch die kaputten
Fenster, bumm, bumm, die Einschläge sind so laut, dass sie
mir bis ins Mark fahren, das ganze Haus fängt zu Beben an; auf
einmal steht Tarek vor mir, ganz aufgebracht – er packt mich am Arm
und schreit: »Los! Raus! Raus hier!«
Wir rennen die Treppen
hinunter, das ganze Haus wackelt so sehr, dass es uns gegen die Wände
wirft. »Raus! Raus!«, schreit Tarek, die Beleuchtung des
Treppenhauses flackert, erlischt – schließlich rennen wir durch
Dunkelheit, bloß die Blitze der Bomben erhellen kurz das
Treppenhaus.
Als wir schließlich im Erdgeschoss stehen, zittere
ich am ganzen Körper – bumm! bumm!, eine Bombe nach der
anderen schlägt vor uns, neben uns, über uns ein; Helligkeit,
Dunkelheit, dieser Lärm, ich verstehe nicht, was Tarek sagt, ich
sehe bloß sein Gesicht, seinen Mund, der sich bewegt, die weit
aufgerissenen Augen – dann kracht es direkt über uns, und das
ganze Haus bebt so arg, dass ich sofort auf dem Boden liege – und,
ich weiß nicht, wie das möglich ist; ich weiß nicht, wie das sein
kann, dass ich plötzlich wieder seine Stimme höre: Aber zwischen
all diesem Donnern und dem Blitzen und Beben kann ich ihn wieder
hören: Boran, mit seiner tiefen, kräftigen Stimme: »Ihr werdet
schon noch sehen!«, brüllt er, »ihr werdet schon sehen!«, brüllt
er, »ihr werdet –«